Rostock Tag 2: Nina Ndubuisi stößt Fabelweite

  31.07.2021    WLV Top-News WLV Wettkampf Jugend BLV BLV-Wettkampf BW-Leichtathletik Top-News BW-Leichtathletik Wettkampfsport Leistungssport
Mit dem weitesten Stoß einer deutschen U18-Athletin in diesem Jahrtausend hat Nina Ndubuisi am zweiten Tag der Deutschen Jugendmeisterschaften in Rostock für ein absolutes Highlight gesorgt: 18,59 Meter wurden für die neue Deutsche U18-Meisterin gemessen. Laura Raquel Müller sorgte im Weitsprung für eine tolle Flugshow. Und im Weitsprung der Männlichen Jugend ging der ganze Medaillensatz nach Baden-Württemberg. Insgesamt 3 Gold-, 5 Silber- und 4 Bronzemedaillen sammelte das Team an Tag 2.

Weibliche Jugend

Bereits die Ausgangslage ließ auf starke Leistungen hoffen: Nina Ndubuisi, die bei der U20-EM bereits mit der Vier-Kilo-Kugel die Bronzemedaille errungen hatte, stieg am Samstag im Kugelstoßen der U18 in den Ring. Und legte gleich mit guten Weiten los: Im zweiten Versuch bot die Schorndorferin mit der drei Kilo schweren Kugel, die in der U18 verwendet wird, 16,46 Meter an, anschließend 16,39 Meter. Im vierten Durchgang packte Nina Ndubuisi dann noch einmal deutlich drauf und beförderte die Kugel erst auf 16,85, im fünften Versuch sogar auf 16,92 Meter. Doch das Beste kam zum Schluss – 18,59 Meter! Ein Raunen ging durch das Stadion. Mit gutem Grund, denn weiter hat in diesem Jahrtausend keine deutsche U18-Athletin gestoßen!

Zum Vergleich: 2015 gelang Julia Ritter (TV Wattenscheid 01) ein Stoß auf 18,53 Meter – mit dieser Weite krönte sie sich zur U18-Weltmeisterin. „Ich habe im Training schon in die Richtung gestoßen, aber dass es so weit geht, hätte ich nicht gedacht“, zeigte sich Ndubuisi überglücklich. Und ließ ihren Super-Stoß Revue passieren: „Ich habe die Anfeuerungen und Zurufe von der Tribüne gehört und dann habe ich alles in diesen letzten Stoß reingelegt!“

Angereist war sie mit einer Bestleistung von 15,28 Metern, aber ihr Bronzestoß auf 15,71 Meter mit der schwereren Kugel in Tallinn hatte der 17-Jährigen viel Selbstvertrauen für den Wettkampf gegeben. Auch die Leistungen hinter der Siegerin konnten sich durchaus sehen lassen: Helena Kopp (Bredtstedter TSV) verbesserte ihre Bestleistung um mehr als einen Meter auf 16,35 Meter, was ihr die Silbermedaille einbrachte. Auch Jolina Lange (LV 90 Erzgebirge) übertraf die 16-Meter-Marke um 13 Zentimeter und holte sich Bronze.

Auch Jaqueline Gippner siegt deutlich

Ähnlich deutlich fiel das Ergebnis eine Altersklasse höher aus. Im Kugelstoßen der U20 feierte Jaqueline Gippner (SC Potsdam) einen überlegenen Sieg. Mit drei gültigen Weiten konnte sich die 18-Jährige in die Ergebnisliste eintragen – jede davon hätte für den Titelgewinn gereicht. Auf 15,43 Meter folgte im zweiten Versuch die Tagesbestweite von 15,49 Meter. Michelle Oehmichen von den Halleschen Leichtathletik-Freunden belegte dahinter mit 14,64 Metern den zweiten Platz, Annika Schepers (SG Dettingen/Donau; 13,97 m) kam auf Rang drei.

„Atemberaubender“ Erfolg für Sarah-Michelle Kudla

Im Dreisprung der U20 konnte sich Sarah-Michelle Kudla (SCC Berlin) nach ihrem dritten Rang im vergangenen Jahr überraschend über den Titelgewinn freuen. Mit 12,90 Metern im zweiten Versuch setzte sich sie sich an die Spitze des Teilnehmerfeldes und konnte von dort bis zum Schluss nicht mehr verdrängt werden. Auch nicht von der eigentlichen Favoritin Anna Gräfin Keyserlingk (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen), die mit 12,79 Metern nicht über den dritten Platz hinauskam. Auf den Silberrang schob sich Aliena Juliette Heinzmann (TV Eppingen), die drei Sprünge über der 12-Meter-Marke platzieren konnte und mit ihrem besten 12,85 Meter erreichte.

Laura Raquel Müller: Irreguläre Siegesweite, reguläre Bestleistung

Schwierige Wetterverhältnisse und wechselnde Winde prägten den Weitsprung der weiblichen U18. Nichtsdestotrotz präsentierte sich Favoritin Laura Raquel Müller (Unterländer LG) bärenstark. Die U20-EM-Vierte brachte es gleich bei ihrem ersten Sprung auf 6,16 Meter – obwohl sie am Brett viel verschenkte. Nach 6,18 Metern im zweiten Versuch betrat im dritten Durchgang eine Herausforderin die Bühne: Siebenkämpferin Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern) flog, angetrieben von starkem Rückenwind (+4,0 m/s), auf 6,29 Meter. Doch Laura Raquel Müller konnte postwendend kontern: 6,37 Meter (+2,1 m/s). Bei erneut starker Windunterstützung (+2,4 m/s) traf sie im vierten Versuch das Brett gut und landete erst nach 6,60 Metern im Sand. Und konnte sich anschließend sogar über reguläre Bestleistungen freuen: 6,48 Meter (-0,4 m/s) und 6,50 Meter (+1,5 m/s) wurden in den beiden letzten Versuchen gemessen.

„Es ist der letzte Wettkampf des Jahres für mich, also habe ich noch einmal alles reingelegt“, erklärte die Siegerin nach dem Wettkampf. Und profitierte auch von ihren internationalen Erfahrungen: „In Tallinn waren die Bedingungen ähnlich, deshalb konnte ich damit heute ganz gut umgehen. Ich habe auf die Goldmedaille geschielt. Auf die reguläre Bestleistung habe ich heute gar nicht geachtet – ich wollte einfach all das verbessern, was in Tallinn nicht funktioniert hat.“

Spannung bis zum letzten Meter war über 1.500 Meter der weiblichen U18 geboten. Lange war das Feld dicht zusammengeblieben, auf der letzten Runde erst hatte sich ein Quartett aus Titelverteidigerin Julia Rath (LAC Quelle Fürth), der Jahresschnellsten Ida Lefering (LG Olympia Dortmund), Nina Waltert (VfL Sindelfingen) und Carolin Hinrichs (VfL Löningen) abgesetzt. Am Ende hatte die Athletin aus Löningen im Schlussspurt die schnellsten Beine und siegte in 4:30,11 Minuten vor Ida Lefering (4:30,44 min) und Julia Rath (4:31,05 min), die von Nina Walterts Sturz kurz vor dem Ziel profitierte.

Männliche Jugend

Nur vier Stunden nach seinem Erfolg im Diskuswurf war Lukas Schober auch mit der Kugel in seiner eigenen Liga unterwegs. Fast vier Meter konnte der neue U18-Kugelstoß-Sieger zwischen sich und die Konkurrenz bringen. Der weiteste Wurf wurde dabei im letzten Durchgang mit 20,79 Metern gemessen und bedeutete die zweite Goldmedaille des Tages. Die weiteren Podiumsplatzierungen gingen an Tim Steinfurth (LG Eppstein-Kelkheim; 16,92 m) und Lasse Schulz (TV Plieningen; 16,67 m).

Enges Spurt-Finish über 1.500 Meter

Spannender hätte der Endspurt über 1.500 Meter der U20 kaum sein können: Zunächst preschte Christoph Schrick (ASC Darmstadt) in der letzten Kurve nach vorne, dann zog Moritz Ebbeskotte (LG Farbtex Nordschwarzwald) an ihm vorbei, bevor sich Christoph Schrick nicht geschlagen geben wollte und auf den letzten Metern seinerseits wieder vorbeischob. Nach dem Titel in der U18 im vergangenen Jahr holte sich der Teilnehmer der U20-Europameisterschaften nun auch in der älteren Altersklasse den Titel. Seine Siegerzeit: 4:03,77 Minuten. Für den U20-EM-Finalisten Moritz Ebbeskotte wurden 4:04,14 Minuten gestoppt. Bronze ging an Lennart Lindstrot von der LG Olympia Dortmund (4:05,10 min).

Vincent Herbst setzt sich knapp durch

Im Vorlauf hatte der Jahresschnellste Vincent Herbst (SC Potsdam) angedeutet, dass der Titel über 200 Meter in der U18 nur über ihn geht. Er setzte sich schließlich im Finale durch, wenn auch nur knapp, denn Ivo Ziebold (Dresdner SC) kam ihm auf den letzten Metern gefährlich nah. Mit 21,98 Sekunden blieb Herbst nur zwei Hundertstel vor Ziebold. Der dritte Platz ging an Noah Ruedel (Unterländer LG; 22,15 sec).

Bruno Betz mit neuer Jahresbestzeit

Im Halbfinale über 110 Meter Hürden der U18 hatte Bruno Betz (SSV Ulm 1846) mit einer neuen deutschen Jahresbestzeit schon seine starke Form angedeutet. Mit einer schnellen zweiten Rennhälfte hatte er mit 13,79 Sekunden begeistert. Im Finale wiederholte er diese Taktik: Nach 60 Metern kam er immer dichter an den Führendenden und Favoriten Gavin Claypool (SV Preußen Berlin) heran und konnte sich in noch einmal schnelleren 13,70 Sekunden den Sieg sichern. Für Claypool wurde es Silber in 13,75 Sekunden, Bronze ging an Noah Braida (TV Wattenscheid) in 13,84 Sekunden.

Hendrik Müller mit einem Sprung zum Meistertitel

Mit 5,3 Metern pro Sekunde war der Rückenwind auch bei Emanuel Molleker (LG Filder), der 7,50 Meter weit sprang, zu stark. Bei Noah Fischer (TV Herzbolzheim) und Moritz Eisold (LG Filder), die beide im letzten Versuch 7,11 Meter weit sprangen, entschied der zweitbeste Versuch zugunsten von Noah Fischer über die Bronzemedaille.

Es war mit Joshua Stallbaum (TSV Schmiden) bei 4,50 Metern nur noch ein Athlet im Stabhochsprung-Wettkampf der U18, da waren die Favoriten Hendrik Müller (TSV Bayer Leverkusen) und Marec Metzger (TSV Gomaringen) noch gar nicht eingestiegen. Letzterer musste sich jedoch mit einem Salto nullo aus dem Wettbewerb verabschieden, sodass sich Benedikt Haug mit übersprungenen 4,30 Meter über Bronze freuen durfte.

Hendrik Müller gelang seine Einstiegshöhe mühelos, während der Zweitplatzierte Joshua Stallbaum an der nächsten Höhe an 4,60 Metern scheiterte, sodass Hendrik Müller mit nur einem Sprung als Meister feststand. 4,90 Meter konnte der Jahresbeste noch überqueren, bevor er sich bei schwierigen Bedingungen mit Regen und Wind dreimal vergeblich an 5,05 Metern versuchte.

Die kompletten Ergebnisse finden Sie auf leichtathletik.de

Die Medaillengewinner aus Baden-Württemberg

Gold
Bruno Betz (SSV Ulm 1846) 110 m Hü männliche U18 - 13,70 Sek.
Nina Ndubuisi (SG Schorndorf 1846) Kugel weibliche U18 - 18,59 m
Laura Raquel Müller (Unterländer LG) Weit weibliche U20 - 6,60 m

Silber
Joshua Stallbaum (TSV Schmiden) Stab männliche U18 - 4,50 m
Emanuel Molleker (LG Filder) Weit männliche U18 - 7,50 m
Moritz Ebbeskotte (LG farbtex Nordschwarzwald) 1500 m männliche U20 - 4:04,14 Min.
Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern) Weit weibliche U20 - 6,29 m
Aliena Juliette Heinzmann (TV Eppingen) Drei weibliche U20 - 12,85 m

Bronze
Noah Ruedel (Unterländer LG) 200 m männliche U18 - 22,15 Sek.
Noah Fischer (TV Herbolzheim) Weit männliche U18 - 7,11 m
Lasse Schulz (TV Plieningen) Kugel männliche U18 - 16,67 m
Annika Schepers (SG Dettingen/Donau) Kugel weibliche U20 - 13,97 m

leichtathletik.de (Nicolas Walter/Svenja Sapper) / wlv