In 70 Jahren: 143 Deutsche Meisterschaften im WLV-Gebiet
  03.02.2021 •     WLV , Top-News WLV , 70 Jahre WLV


Eine stolze Bilanz zum 70-jährigen WLV-Jubiläum: Insgesamt 143 Deutsche Meisterschaften in allen Klassen und Kategorien wurden in dieser Zeit im WLV-Bereich ausgerichtet. Dass sich der WLV nicht zuletzt auch als Veranstaltungsverband definiert, findet hier unbestreitbar seinen Niederschlag.

Diese 143 Titelkämpfe auf DLV-Ebene verteilen sich auf 26 Austragungsorte und -städte, ein deutliches Zeichen, dass der WLV hier auf einer sehr breiten Basis operiert. Die Nase vorn als DM-Ausrichter hat dabei Sindelfingen mit ganzen 34 Deutschen Meisterschaften, davon hat der Glaspalast mit 25 Titelkämpfen der Aktiven, der Jugend aber auch der Senioren den Löwenanteil auf seinem Konto. Keine andere Veranstaltungsstätte im WLV-Bereich kann eine eindrucksvollere Liste an Deutschen Meisterschaften vorweisen.

Hinter Sindelfingen rangieren Stuttgart und Ulm mit 28 bzw. 23 Deutschen Meisterschaften auf den „Medaillenplätzen“. Mit sieben Deutschen Meisterschaften der Aktiven ist das Neckarstadion bzw. Gottlieb-Daimler-Stadion in dieser Kategorie nach wie vor die Nummer eins vor dem Donaustadion, das nach dem Wegfall der Laufbahn in der jetzigen Mercedes-Benz Arena immerhin schon fünfmal Austragungsort der wichtigsten DM war. Hinter den großen Drei punktete Heilbronn mit sechs Deutschen Meisterschaften im Jugend- und U23-Bereich. Ebenfalls sechs Deutsche Meisterschaften hat der Kurort Bad Liebenzell als zwischenzeitlich bundesweit etablierter Veranstalter der Straßenlauf-DM über 10 Kilometer bzw. die Halbmarathondistanz auf dem Konto. Die beiden Mehrkampf-Hochburgen Filderstadt-Bernhausen und Bietigheim-Bissingen folgen ebenso wie Waiblingen mit jeweils 5 DM-Veranstaltungen.

Die komplette Auflistung aller Deutschen Meisterschaften im WLV-Bereich finden Sie hier.

 

Deutsche Meisterschaften im Stuttgarter Neckarstadion

Im historischen Rückblick waren die 50. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften, ausgetragen am 5. und 6. August 1950 im Stuttgarter Neckarstadion, von ganz besonderer Bedeutung für die Reputation des WLV als exzellenter Ausrichter solcher sportlicher Großereignisse und für den Stellenwert der Leichtathletik nicht nur in der Landeshauptstadt, sondern auch im ganzen „Ländle“. Bereits ein Jahr vor seiner offiziellen Gründung hat der WLV den ersten Schritt in Richtung „Musterverband für Großveranstaltungen“ getan.

Nahezu alle Disziplinen einschließlich des Marathonlaufs fanden im Rahmen dieser Veranstaltung statt. Lediglich für den Waldlauf, den Mehrkampf und das 50 Kilometer Gehen gab es eine separate Veranstaltung. Doch der Ausrichter glänzte nicht nur mit einer vorzüglichen Organisation der Veranstaltung, sondern auch mit den Leistungen seiner Athleten. Titel gingen an Werner Zandt von den Stuttgarter Kickers über 100 Meter (10,6 Sek.) und 200 Meter (21,7 Sek.), seine Vereinskameraden Alfred Dompert über 3.000 Meter Hindernis (9:28,6 Min.) und Emil Sick im Speerwurf (63,52 Meter), Josef Hipp von der TSG Balingen im Diskuswurf (47,95 Meter) sowie Maria Hertneck vom SV Vaihingen über 200 Meter (25,9 Sek.).

Wer sich für die kompletten Ergebnisse dieser Deutschen Meisterschaften interessiert, findet diese hier für die Männerwettbewerbe und hier für die Frauenwettbewerbe.

Der kleine Sportbericht, die Heimatsportzeitung für Baden-Württemberg, stimmte das Stuttgarter Publikum auf die Deutschen Meisterschaften 1950 mit dieser Seite ein.

Bewegte Bilder von diesem Ereignis findet man in Form der Wochenschau „Welt im Film“ vom 9. August 1950  auf der Seite des Bundesarchivs: Deutsche Leichtathletik-Meisterschaften 1950 in Stuttgart (Beginn bei 9:15 Minuten)

 

Bundespräsident verabschiedet sich im Neckarstadion

Zwei Jahre später, am 13. April 1952, werden im Bietigheimer Forst die Deutschen Waldlaufmeisterschaften ausgetragen. Die Württemberger erwiesen sich als gute Gastgeber und Organisatoren, der Titel geht nach Bayern. Im Folgejahr erlebte Balingen Historisches: die Deutschen Mehrkampf- und Juniorenmeisterschaften sollten die letzten gesamtdeutschen Titelkämpfe bis zum Jahre 1991 sein. In Abwesenheit des verletzten Lokalmatadors Sepp Hipp wird Friedel Schirmer, der spätere Bundestrainer, Zehnkampfmeister. Unter den 600 Teilnehmern finden sich weitere Namen, die später als Funktionäre zu Bekanntheit kamen. So zum Beispiel die langjährige WLV-Frauenwartin Elle Freudenberger (Ulm), die späteren DLV-Funktionäre Eberhard Munzert und Manfred Steinbach sowie der spätere WLV-Lehrwart Ernst Wurfer.

Das Jahnstadion in Ludwigsburg erlebte dann am 30. Juli / 1. August 1954 mit den Jugendmeisterschaften seine erste DM, vier Jahre später folgten an derselben Stelle die Deutschen Mehrkampfmeisterschaften.

1959 dann wieder Deutsche Meisterschaften im Neckarstadion. Der scheidende Bundespräsident Theodor Heuß nimmt sie zum Anlass, sich vom Deutschen Sport offiziell zu verabschieden. Für die Athleten des WLV gibt es bei dieser DM nur zwei Titel: durch Edmund Brenner vom SKV Eglosheim über 1.500 Meter (3:46,7 Min.) und Alfred Kleefeld vom TSV Wendlingen über 5.000 Meter (14:33,8 Min.).

Auch von dieser DM gibt es bewegte Bilder auf der Seite des Bundesarchivs: Neue Deutsche Wochenschau vom 1. Juli 1959 (Beginn bei 9:43 Minuten).

 

Hallenleichtathletik nimmt Fahrt auf

Zu dieser Zeit nahm auch die Hallenleichtathletik Fahrt auf. Bereits seit 1953 finden WLV-Hallenmeisterschaften statt, zunächst in Tailfingen in der Sporthalle der Landessportschule, ab 1956 dann in der Messehalle 6 auf dem Killesberg in Stuttgart, noch ohne überhöhte Rundbahn. 1961 wurden dann die Deutschen Hallenmeisterschaften erstmals auf dem Killesberg ausgetragen. Die 200 Meter lange hölzerne Bahn hatte ihre Tücken und es gab den einen oder anderen Sturz. Diese Veranstaltung war der Auftakt zu einer langen Serie von Deutschen Hallenmeisterschaften im WLV.

Die ältesten bewegten Bilder sind von der Hallen-DM 1965 auf dem Killesberg unter folgendem Link auf der Seite des Bundesarchivs zu finden: Deutschlandspiegel vom 25. März 1965; Beginn bei 00:06 Minuten

 

„Sindelfingen greift nach den Sternen“

Nach der Messehalle 6 auf dem Killesberg folgten ab 1977 der Sindelfinger Glaspalast sowie die Hanns-Martin-Schleyer-Halle in Stuttgart als Austragungsorte der Hallen-DM in Württemberg. Der Sindelfinger Glaspalast eröffnete für die Hallenleichtathletik in Württemberg völlig neue Perspektiven. Bei der Einweihung der 27,6 Millionen DM teuren, von Olympia-Architekt Behnisch entworfenen Halle aus Glas und Stahl waren sich die Fachleute in ihrem Lob einig. „Sindelfingen greift nach den Sternen“ brachte es eine Tageszeitung im Titel auf den Punkt. Nach dem geglückten Probelauf bei den Baden-Württembergischen Hallenmeisterschaften war auch die Premiere als Austragungsort der Hallen-DM am 25./26. Februar 1977 ein voller Erfolg. Leichtathletik-Guru Heinz Vogel sprach in der Fachzeitschrift „Leichtathletik“ von einem Kleinod. Annegret Richter zeigte mit neuer Weltbestleistung über 200 Meter, dass die Bahn im Glaspalast rekordverdächtig ist. Da spielte es letztendlich keine Rolle, dass der WLV nach den beiden Meisterschaftstagen lediglich zwei Titel durch Wolfgang Kolmsee (VfB Stuttgart) im Dreisprung mit 16,39 Meter und Günther Lohre (Salamander Kornwestheim) im Stabhochsprung mit 5,20 Meter auf seinem Konto konnte. Bis 2005, der vorerst letzten Hallen-DM der Aktiven in Württemberg, wurden im Glaspalast zwölfmal die Hallentitel vergeben.

Nochmal zurück vom Hallendach ins Stadion: 2001 war das Gottlieb-Daimler-Stadion zum siebten und letzten Mal Schauplatz der Deutschen Meisterschaften. Es waren die 101. Deutschen Meisterschaften, die zudem mit dem 50-jährigen Jubiläum des WLV zusammenfielen. An den drei Veranstaltungstagen fanden 50.000 Zuschauer den Weg in die Arena und sorgten für eine Stimmung, wie sie es noch selten bei einer DM gab. Die Einbindung des Stuttgart-Laufs in die Veranstaltung trug ein Übriges dazu bei. „Wir haben am Wochenende großartige Deutsche Meisterschaften erlebt“ schrieb DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop an den damaligen WLV-Präsidenten Karl-Heinrich Lebherz. Im Rahmen der Meisterschaften wurden auch die Deutschen Meisterschaften 2003 an Ulm vergeben. Damit war gewissermaßen die Staffelübergabe vom Neckar an die Donau eingeleitet. Neben der DM 2003 folgten bis 2014 vier weitere Deutsche Meisterschaften im Donaustadion, bevor dann auch in Ulm (vorerst) der Vorhang für die Deutschen Meisterschaften der Aktiven fiel.

Albert Arning, dem damaligen Macher des WLV-Verbandsorgan WLV vor ORT, ist es zu verdanken, dass von dieser DM nicht nur die Platzierungen und Ergebnisse der Nachwelt erhalten geblieben sind, sondern auch einige lesenswerte Begebenheiten am Rande:

Pech….
Glück….
Stolz….

 

DM-Programmefte im Wandel der Zeit