Bahn, Berg, Cross - Julia Ehrle mag die Abwechslung
Im September war sie in Canfranc (Spanien) Berglauf-Weltmeisterin in der Altersklasse U20 geworden. Einen Monat davor hatte sie über 5000 Meter Bronze bei den U20-Europameisterschaften in Tampere gewonnen. Dazwischen triumphierte sie beim Ultra-Trail du Mont-Blanc (UTMB), der als das bedeutendste Berglauf-Event der Welt gilt, in zwei Rennen. Und dazu kommen sechs nationale Titel. „Wegen dem WM-Titel war es mein bestes Jahr“, sagt die 18-jährige Läuferin von der LG farbtex Nordschwarzwald. Diesen Schwung wollte die Schwarzwälderin am vergangenen Sonntag bei der Cross-Europameisterschaft in Lagoa (Portugal) nutzen und stürmte nach dem Startschuss flott an der Spitze des Feldes los. Doch diesem hohen Anfangstempo musste sie Tribut zollen. Am Ende konnte sie nicht mehr in den Kampf um die Medaillen eingreifen. Die Vorjahresvierte belegte in 15:29 Minuten den zehnten Platz.
Alles macht ihr Spaß
Bahn, Berglauf, Cross – Julia Ehrle, die jüngst zur Junior-Läuferin-des-Jahres gekürt wurde, beeindruckt durch diese Bandbreite. „Ich mag diese Abwechslung, dass ich nicht nur auf einem Untergrund laufe“, sagt die 1,70 Meter große Läuferin. Deswegen hat sie sich auch noch nicht entschieden, worauf sie sich irgendwann spezialisieren wird. „Ich finde es total interessant, dass ich im Winter etwas Anderes mache als im Sommer. Es macht alles Spaß.“ Zumal sie bei jeder Disziplin von den Spezifika der anderen profitiert. „Auf der Bahn helfen mir die Bergläufe, weil ich dadurch mehr Kraft habe. Beim Berglauf hilft mir die Schnelligkeit von der Bahn.“
Der Sport liegt in der Familie
Die Familie eint ein starker Bewegungsdrang und die Liebe zur Natur. Zu den gemeinsamen Hobbys zählen neben Laufen Radfahren und Wandern sowie im Winter Skilanglaufen. Leistungssportliche Ambitionen gab es jedoch nie. Die entwickelten sich erst langsam. Zuerst durch den drei Jahre älteren Bruder Lukas, der im Trikot der LG Brandenkopf zu den erfolgreichsten deutschen Bergläufern zählt. Dann auch bei Julia Ehrle. „Lukas hat an Volksläufen teilgenommen“, erzählt die Villingerin, „irgendwann wollte ich das auch machen.“ Durch regelmäßige Erfolge wuchs die Lust auf regelmäßige Vergleiche. Ohne Drängen durch die Familie. „Es ist aus uns herausgekommen, der Spaß ist immer geblieben“, sagt die 18-Jährige. Vor zwei Jahren ist sie dann das erste Mal auf internationaler Ebene gestartet.
Das Abitur vor Augen
Nicht nur beim Laufen mag Julia Ehrle die Abwechslung. Ihr sagt auch das Zusammenspiel von Schule und Sport zu. „Ich mag sehr gerne zu entscheiden, was gerade für mich wichtiger ist“, sagt Ehrle, „dann lasse ich fürs Training auch mal die Schule liegen. Und andersrum.“ In den kommenden Monaten allerdings wird der Schwerpunkt eher auf der Schule liegen, denn sie macht an einem Beruflichen Gymnasium mit Schwerpunkt Sozial- und Gesundheitswissenschaften das Abitur. Ganz auf die Bewegung wird sie jedoch nicht verzichten. „Wenn man vom Laufen kommt, dann ist man frisch und aufnahmefähig.“ Was sie mit dem Abitur in der Tasche machen wird? „Genau weiß ich es noch nicht, irgendetwas im sozialen Bereich.“
Begleitet von zwei Trainern
Sportlich betreut wird die junge Läuferin gleich von zwei Trainern. Den Trainingsplan schreibt Jörg „Jack“ Müller, langjähriger Coach der Cross-Spezialistin Elena Burkard, die wie Julia Ehrle für die LG farbtex Nordschwarzwald startet. Ihre Einheiten absolviert die Nachwuchs-Athletin meist allein. Wie viele Kilometer sie dabei in der Woche abspult, kann die 18-Jährige nicht genau beantworten: „Ich laufe ohne Uhr. Die Trainer wissen das, die haben ein Auge darauf.“ Einmal in der Woche trainiert sie in der Läufergruppe von Peter Kapitza, dem Lauftrainer der SG Schramberg, mit. Trainingslager fernab der Heimat hat sie bislang noch nicht gemacht.
Ziele für 2026
Für das kommende Jahr hat Julia Ehrle sportlich zwei Ziele: weitere Medaillen sammeln und ihre Bestzeiten weiter steigern. Die stehen zurzeit bei 9:05,39 Minuten über die 3000 Meter und 15:44,06 Minuten (5000). Und irgendwann möchte sie auch bei Olympischen Spielen teilnehmen. „Jeder Sportler träumt von einem Start bei den Olympischen Spielen“, sagt sie, „in der Leichtathletik ist das das Größte.“ Dies liegt noch in weiter Ferne.
Die Ergebnisse der BW-Starter:innen bei der Cross-EM in Lagoa (Portugal; 14. Dezember 2025):
Frauen (7,5 km) | Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) 25:45 Min. - 8. Platz |
Männer (7,5 km) | Markus Görger (LG Region Karlsruhe) 23:14 Min. - 34. Platz |
Mixed Relay Frauen & Männer | Katja Bäuerle (LG Region Karlsruhe) Jens Mergenthaler (LG farbtex Nordschwarzwald) 9. Platz |
| Weibliche U23 (6,0 km) | Lisa Merkel (LAV Stadtwerke Tübingen) 20:25 Min. - 4. Platz |
Männliche U23 (6,0 km) | Kurt Lauer (VfL Sindelfingen) 18:26 Min. - 19. Platz |
| Weibliche U20 (4,5 km) | Julia Ehrle (LG farbtex Nordschwarzwald) 15:29 Min. - 10. Platz |