70 Jahre WLV
  21.01.2021 •     Top-News WLV , 70 Jahre WLV


Am heutigen Donnerstag (21. Januar) vor genau 70 Jahren wurde der Württembergische Leichtathletik-Verband in seiner heutigen Form aus der Taufe gehoben. Die bisher getrennten Leichtathletikverbände Nord- und Südwürttemberg beschlossen im Rahmen eines Verbandstags, der im großen Saal des Hotels Concordia in Stuttgart-Bad Cannstatt stattfand, ihre Vereinigung zum Württembergischen Leichtathletik-Verband (WLV).

Das Autorenteam Dr. Günther Currle / Ewald Walker schrieb 1991 in der Festschrift zum 40-jährigen Jubiläum des WLV:

„… es ist ein Treffen in Eintracht und Harmonie, weil gut vorbereitet von den beiden Verbänden. Richard Schauffele wird erster Vorsitzender, Eberhard Eiche, bislang erster Mann des 2899 Mitglieder umfassenden Verbandes Südwürttemberg-Hohenzollern, fungiert als Stellvertreter.“

Manfred Schwinghammer schreibt in seinem 2000 erschienen Buch „Zeitnahme“.

„Die 1950er-Jahre waren gekennzeichnet von umfassender Aufbruchstimmung und dem Wunsch nach Eingliederung in das internationale politische und sportliche Geschehen. In zahlreichen Gemeinden wurden Stadien mit Aschenbahnen erreichtet. Die Begeisterung für die Leichtathletik war so groß, dass teilweise bei Kreismeisterschaften Eintrittsgelder erhoben wurden. Bei den Zollern-Schwarzwald-Bezirksmeisterschaften 1951 wurden 2.000 Zuschauer gezählt. Im WLV-Gebiet gab es 1955, vier Jahre nach der Verbandsgründung mehr als 700 Veranstaltungen mit etwa 76.000 Teilnehmern. Die 1951 eingeführte Mehrkampfnadel wurde 1959 über 10.000 mal verliehen, 1965 war man bei 18.000! Auch die Stadtstaffelläufe aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen erlebten eine Wiederbelebung, verschwanden aus verschiedenen Gründen jedoch bald wieder aus der Sportszene. Im Herbst 1951 erschien eine einfache WLV-Bestenliste, Format DIN A4, Umfang 18 Seiten, Preis 35 Pfennige. Im folgenden Jahr verzichtete man auf eine zusammenfassende Darstellung, doch seit 1953 erscheint das Jahrbuch im immer gleichen Format, wenn der Umfang auch erheblich zugenommen hat und 1970 erstmals Farbdruck genommen wurde.“

Aufgrund der aktuellen Situation hat der Vorstand des WLV beschlossen, das 70-jährige Jubiläum des Verbandes nicht in Form eines Festaktes oder eines großen Jubiläumsfestes zu begehen. Stattdessen soll die Geschichte des WLV ohne jeglichen Anspruch auf Vollständigkeit im 14-tägigen Rhythmus auf der WLV-Homepage wlv-sport.de und auf der WLV-Facebookseite ihren Niederschlag finden. Dabei werden die Highlights der Verbandsgeschichte zum Leben erweckt werden, aber auch exemplarische Entwicklungen der Leichtathletik im WLV werden unter verschiedenen Aspekten beleuchtet und dargestellt werden. Freuen Sie sich also auf Berichte, Bilder, Videos und Zeitzeugen, die alle vierzehn Tage zu Meilensteine im WLV seit 1951 Auskunft geben.

Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten

Als historisches Dokument hier der Bericht des damaligen Pressewartes Alfred Jetter über die Gründung des Württembergischen Leichtathletik-Verbandes:

„Der ausgezeichnet besuchte Verbandstag der württembergischen Leichtathleten fand seinen Höhepunkt in der feierlichen Verkündung der Vereinigung der bisher getrennten Leichtathletikverbände Nord- und Südwürttembergs. Einstimmig wurde die Vorstandschaft gewählt. Erster Vorsitzender wurde Richard Schauffele (Stuttgart). Dem geschäftsführenden Vorstand gehören weiterhin an: Eberhard Eiche (Balingen) als 2. Vorsitzender und Rechtswart, Willi Umgelter (Stuttgart) als Sport- und Lehrwart, Manfred Kramer (Waiblingen) als Jugendwart und Alfred Jetter (Tübingen-Balingen) als Mehrkampfwart und Pressewart.
In den Hauptausschuss wurden ferner gewählt: Richard Huber (Stuttgart) als Kampfrichterobmann, Hilde Landgrebe (Stuttgart) als Frauenwartin, Fritz Wager (Stuttgart) als Kassen- und Schriftwart, Rummel (Stuttgart) als Obmann für Gehen und die Bezirksfachwarte der neu gebildeten Bezirke. Zu Kassenprüfern wurden die beiden alten Leichtathleten Schöller (Tailfingen) und Scriba (Stuttgart) bestellt. Als Verbindungsmann zu den Turnern wurde Willi Umgelter nominiert während Volksturnwart Sonder (Stuttgart) Verbindungsmann der Turner zu den Leichtathleten ist.
Erstmals wurden einige verdiente Leichtathleten und Leichtathletikfunktionäre mit der neu geschaffenen goldenen Ehrennadel des Leichtathletikverbandes ausgezeichnet.
[….]
Der neue Leichtathletikverband wird voraussichtlich in 10 Bezirke, die wieder jeweils mehrere Kreise umfassen, eingeteilt sein. Die von der Vorstandschaft vorgeschlagene Bezirkseinteilung soll nach Möglichkeit zunächst beibehalten werden. Lediglich in der Heilbronner Gegend soll noch ein weiterer Bezirk gebildet werden. Man wird aber darauf achten müssen, dass jeder Bezirk für sich lebensfähig ist, dass leistungsstarke Kreise leistungsschwächere mitziehen und dass die Leistungsstärke der einzelnen Bezirke nicht zu sehr auseinanderklafft.“

 


Zur besseren Einordnung hier einige politische und gesellschaftliche Ereignisse aus dem Jahr 1951:

5. Januar
In Frankfurt/Main findet die Gründungsversammlung der "Deutschen Olympischen Gesellschaft" (DOG) statt. Unter der Präsidentschaft von Georg von Opel will die DOG die Finanzierung der deutschen Teilnahme an den Olympischen Spielen 1952 in Oslo und Helsinki sichern.

18. Januar
Premiere des Films "Die Sünderin" in Frankfurt/Main. Der Film wird wegen einer kurzen Nacktszene mit Hildegard Knef zu einem Skandal.

6. März
Erste Revision des Besatzungsstatuts. Danach erhält die Bundesrepublik begrenzte Souveränität in außenpolitischen und wirtschaftlichen Bereichen.

5. April
In Minnesota/USA wird erstmals bei einem Menschen am offenen Herzen mit Hilfe einer Herz-Lungen-Maschine operiert.

15. April
Die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft gewinnt ihr erstes Auslandsspiel nach Kriegsende in Zürich gegen die Schweiz mit 3:2.

6. Juni
Eröffnung der 1. Internationalen Berliner Festspiele (Berlinale). Als bester Film wird "Das doppelte Lottchen" nach dem gleichnamigen Roman von Erich Kästner ausgezeichnet.

21. Juni
Die Vollkonferenz der UNESCO in Paris beschließt die Aufnahme der Bundesrepublik Deutschland.

30. Juni
Der 1. FC Kaiserslautern wird Deutscher Fußballmeister.

9. Juli
Großbritannien erklärt als erste der drei Westmächte die Beendigung des Kriegszustandes mit Deutschland, Frankreich folgt am 13.7. und die USA am 19.10.1951.

9. Dezember
Volksentscheid in Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern zugunsten der Bildung des gemeinsamen Bundeslandes Baden-Württemberg.

Entnommen aus:
Zündorf, Irmgard/Wagner, Claudia: Jahreschronik 1951, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/jahreschronik/1951.html